Die sächsischen Schmalspurbahnen

Alle Schmalspurbahnen wurden rot eingezeichnet. Zu keiner Zeit existierten alle Bahnen gleichzeitig. Zur Vereinfachung wurden alle Linien ohne Unterscheidung der "Lebenszeit" eingetragen.

 

 

 

 Sachsen. Freistaat Sachsen. Was hat dieses kleine Bundesland im Südosten der Bundesrepublik Deutschland außer der Dresdner Frauenkirche, Pulsnitzer Pfefferkuchen, Herrnhuter Sternen und sorbischen Ostereiern schon zu bieten? - Über 500 Kilometer Schmalspurbahnen!

Heutzutage existieren die meisten dieser Strecken nicht mehr, aber ob noch betrieben oder schon stillgelegt, viele „Linien“ sind (noch heute) in ganz Deutschland bekannt. Als Paradepferde können die im täglichen Betrieb verkehrenden Bahnen, wie z.B. Radebeul - Radeburg (RRg-Linie) oder Cranzahl - Oberwiesenthal (CW-Linie), gelten. Doch auch die stillgelegten „eisernen Wege“ üben noch heute ihren Reiz auf den Eisenbahnfreund aus…

Am 17.10.1881 begann das Zeitalter der kleinen Bahnen im damaligen Königreich Sachsen: An diesem Tag eröffnete man die Schmalspurbahn Wilkau - Kirchberg unter Regie der Kgl.Sächs.Sts.E.B. Bis zum Jahr 1897 erweiterte die Staatsbahn das Bähnchen bis ins vogtländische Carlsfeld. Mit 42 Kilometern Streckenlänge wurde sie oftmals als die längste sächsische Schmalspurbahn angepriesen, doch die Welt sollte sich in den nächsten zwölf Jahren weiterdrehen...

 

 

 Es entstanden zahlreiche Strecken in der "sachsentypischen" Spurweite von 750 mm. Innerhalb dieser Folge gab es zwei markante Außenseiter: Die Meterspurbahnen Klingenberg - Sachsenberg-Georgenthal (KSG) und Reichenbach/Vogtl. unt. Bf - Oberheinsdorf (RH) Für viele, vor allem ärmere Regionen war der Anschluss an die große weite Welt von immenser Bedeutung. Besonders für den armen Mülsengrund oder die Fabriken des Lößnitztales war dies ein Segen, konnte man doch nun auch mit anderen Produktionsstätten im Deutschen Reich in Konkurenz treten und war nicht mehr abgeschnitten vom "Rest der Welt".

 

 

 Nachdem die oben benannten zwölf Jahre verstrichen waren, eröffnete man am  01.10.1909 die Rübenbahn Wilsdruff -Meißen -Löthain (-Lommatzsch). Diese wuchs bis 1911 auf stattliche 51,9 Kilometer Streckenlänge. Sie führte nun von der Kleinstadt Wilsdruff bei Dresden über die Domstadt Meißen und das Städtchen Lommatzsch nach Gärtitz. Die Kgl.Sächs.Sts.E.B. bezeichnete sie fortan als W-G. Dass die "eigentlich längste Schmalspurbahn Sachsens" als solche nicht bzw. kaum bekannt ist, sei dem Fakt zu schulden, dass die WG-Linie mit der Übernahme durch die DRG 1920 schon recht zeitig betrieblich sowie verwaltungstechnisch in drei Teilstrecken gespalten wurde: Wilsdruff -Meißen, Meißen -Lommatzsch und Lommatzsch -Döbeln.
Die längste Schmalspurlinie besaß neben ihrer schieren Ausdehnung auch die längste Schmalspurbahnbrücke Sachsens (Robschützer Viadukt) und den zweitgrößten Schmalspurbahnhof Deutschlands (Wilsdruff).
Den letzten Zuwachs verzeichnete das Schmalspurnetz1923. In diesem Jahr eröffnete man das letzte Teilstück der KO-Linie (Klingenberg-Colmnitz -Oberdittmannsdorf), die als wohl teuerste Schmalspurbahn Sachsens bezeichnet werden kann, verschlang doch der Bau Unmassen von Geld: Die Bauunternehmer hatten es verstanden die Bahn unter Zuhilfenahme der täglich voranschreitenden Inflation um Millionen zu betrügen! Weiterhin stiegen die Rohstoffpreise zu damaliger Zeit ins Unermessliche, was ebenfalls nicht unwesentlich dazu beitrug...

 

 

 Mit der Eröffnung des Betriebes auf dem letzten Teilstück der KO-Linie waren die Bahnen mit der kleinen Spur vollzählig. Ab da überstanden die Bimmelbahnen, wie sie im Volksmund gern genannt wurden, die Weltwirtschaftskrise, den Naziterror und den zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden. In der NS-Zeit dachte man sogar an einen Umbau bzw. die Umspurung einiger Strecken auf Regelspur, was allerdings nur in Form der HA-Linie (Heidenau - Altenberg) von 1936 bis 1938 geschah. 

 

 

 1945 begann die sowjetische Besatzungsmacht in der gesamten SBZ (Ostzone) Gleisanlagen und ganze Strecken zu demontieren und diese als Reparationsgut in die UdSSR zu verbringen. So vielen 1945 die weniger profitablen Strecken Herrnhut -Bernstadt (HB-Linie) und Taubenheim -Dürrhennersdorf (TD-Linie) dem Abbau anheim. Ab 1951 stellte man weitere Linien ein. Die meisten Strecken verloren ihre Daseinsberechtigung während der Stilllegungswelle der 1960er und 1970er Jahre aufgrund der zunehmenden individuellen Motorisierung, dem schlechten Allgemeinustand der Bahnanlagen und der politischen Starrköpfigkeit: So gestaltete man Fahrpläne in der Form, dass die Anschlusszüge der Hauptbahn bespielsweise drei Minuten vor der Ankunft des Schmalspurzuges verkehrten oder Wartezeiten von ein bzw. mehr Stunden eingerichtet wurden.
Die verbliebenen Strecken verdienten sich ihr Brot bis Anfang der 1990er Jahre hauptsächlich im Güterverkehr, der aber nach dem Zusammenbruch einer ganzen Volkswirtschaft 1990/91 gen null tendierte. So wurden die Bähnchen für die DB AG entbehrlich, sollten stillgelegt werden, was
zumeist in letzter Minute durch weitsichtige Kommunalpolitiker verhindert werden konnte... In den nächsten Jahrzehnten gilt die Zukunft aller Bahnen als gesichert, gaben doch die Verkehrsverbünde langjährige Bestellgarantien an die neuen kommunalen Betriebsgesellschaften ab.

 

 

 Nebenher zu den regulär betriebenen "ÖPNV-Bahnen" entstanden seit 1990 diverse Museumsbahnen, die nur an Wochenenden und zu besonderen Anlässen verkehren.

 

 

 Nicht zu vergessen sind zu guter Letzt die zahlreichen Museen und Denkmäler in ganz Sachsen, welche zumeist ohne Fördermittel nur von gemeinnützigen Vereinen am Leben gehalten werden...

 

 

 

 

 

 

 

 

Regionalgruppe Mittelsachsen wird jetzt Freundeskreis Säschsischer Rübenbahnen  (C) Logo D.Pohl 2016
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Besuchen Sie das Museum in Löthain! (C) Logo D.Pohl 2011
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